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2. Netzwerkkonferenz am 24.09.2013

"Jeder Mensch hat ein Recht, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen."

Am Ende der Veranstaltung waren sich alle einig: die erfolgreiche gesellschaftliche Integration von Menschen mit komplexen Problemlagen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt kann nur gemeinsam gelingen.

Rund 150 regionale Akteure aus dem sozialen Bereich waren der Einladung des Jobcenters gefolgt, um miteinander zu diskutieren und sich auszutauschen, wie Stolpersteine aus dem Weg zu räumen sind, die eine Integration in Arbeit oder Ausbildung so schwierig machen.

Gleichzeitig stellten 20 potentielle Träger und Behörden aus dem Landkreis ihre Dienstleistungen im Rahmen eines Marktes der Möglichkeiten vor, um den Teilnehmern vor Ort eine Kontaktaufnahme zu erleichtern. Gleichzeitig bestand die Gelegenheit, vorhandenen Kenntnisse weiter zu vertiefen oder aufzufrischen.

Insbesondere das persönliche Kennenlernen war bereits im Vorfeld der Veranstaltung Wunsch vieler Teilnehmer.

In seinem Grußwort hob Landrat Reinhardt hervor, dass erst ein gut funktionierendes und transparentes Netzwerk aller regionalen Akteure dazu beitragen kann, die gewaltige Herausforderung der sozialen Integration zu stemmen. Die Zusammenarbeit müsse gefestigt und ausgebaut werden, weil man sich nicht damit abfinden wolle, dass Hartz IV zur Familientradition oder gar Erbsache werde.

Auch für Norbert Bach, den Geschäftsführer des Jobcenters Heidenheim, war völlig klar: „Schließen sich alle Fachexperten zusammen, um gemeinsame Strategien und Vorgehensweisen zu erarbeiten, dann kommt ein kompetentes Miteinander, ein gutes „Netzwerken“ heraus. Für uns ist gute Netzwerkarbeit der Schlüssel für eine nachhaltige soziale Integration von Menschen mit multiplen Hemmnissen.“

Seit knapp neun Jahren ist das Jobcenter im Bereich der beruflichen und sozialen Integration im Landkreis Heidenheim tätig. Der gesetzliche Auftrag, den es dabei zu erfüllen gilt, ist das Heranführen von erwerbsfähigen Hartz IV-Empfängern an und deren Integration in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Mensch und Arbeit müssen zusammengebracht werden, lautet die Devise. Das klingt zunächst ganz einfach, gestaltet sich in der Praxis aber zunehmend schwieriger und vor allem zeitaufwändiger.

Zum einen, weil viele Hartz IV-Empfänger aufgrund multipler Hemmnisse immer weiter vom Markt entfernt sind. Dies können neben fehlender Qualifikation auch familiäre Schwierigkeiten, gesundheitliche Handicaps oder Schulden sein.

Zum anderen erschließt sich der regionale Arbeitsmarkt speziell für diese Menschen immer schwerer. Das liegt vor allem an diesen zunehmend komplexeren Profillagen der Betroffenen, die den meist hohen Anforderungen der Arbeitgeber bei weitem nicht entsprechen. Bevor an eine wirksame Integration in Arbeit zu denken ist, besteht die Aufgabe in vielen Fällen zunächst einmal im Ordnen und Strukturieren der jeweiligen Lebensumstände. Und dazwischen erfolgt der meist zeitintensivste Abschnitt des Heranführens an den Arbeitsmarkt.

„Dies ist oftmals ein weiter und beschwerlicher Weg, häufig auch von Rückschlägen begleitet. Für uns steht hinter jeder Integration ein Mensch mit seinem individuellen Schicksal, der von uns begleitet und nicht allein mit seinem Schicksal gelassen wird.

Wir wollen für jeden Einzelnen dauerhaft den Weg in Arbeit bahnen, egal, wie lange es dauert und egal, wie mühsam es ist,“ beschreibt Wolfgang Krause, Teamleiter im Bereich Markt und Integration im Jobcenter, das Begleiten seiner Kunden über einen meist langen Zeitraum.

Aktuell betreut das Jobcenter rund 2.380 Langzeitbezieher, also Menschen, die ein Jahr und länger Leistungen aus der Grundsicherung erhalten. 1.388 von ihnen sind vier Jahre und länger im laufenden Bezug.

Allein diese Zahlen zeigen, wie wichtig und wie notwendig die starke Vernetzung aller sozialintegrativen Akteure in der Region Heidenheim ist.

In vielen Familien erleben schon die Kindeskinder den Alltag in der Grundsicherung.

Die Arbeitslosigkeit, die sich in vielen Familien über Generationen hinweg festgesetzt hat, ist notwendigerweise aufzubrechen.

Je größer die Arbeitsmarktferne eines Menschen ist, desto komplexer ist die Aufgabenstellung für die beteiligten Fachkräfte und desto mehr Motivation und Kreativität sind erforderlich, um den Menschen wieder ans Arbeitsleben heranzuführen.

Je länger die Arbeitslosigkeit eines Menschen dauert, desto größer ist auch die Gefahr einer Verlustspirale mit zunehmender Isolation und desto länger dauert der Weg zurück in die Gesellschaft.

Für Norbert Bach steht dabei klar im Vordergrund, dass jeder Betroffene ein Recht hat, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Er muss es nur wollen.

Auch nach Ende der Veranstaltung dauerten viele Gespräche untereinander noch an; es wurde „genetzwerkt“. Und alle waren sich einig: Das war eine tolle Veranstaltung mit besonders ergiebigem Mehrwert für alle Beteiligten, die auf jeden Fall wiederholt werden muss.

 

Das Fazit der Veranstaltung war daher eindeutig:

Gelingt die Eingliederung in die Arbeitswelt nachhaltig, eröffnen sich neue Lebensperspektiven, ein Hartz IV-Empfänger erlebt – vielleicht zum ersten Mal überhaupt –, wie es sich anfühlt, eigenes Geld zu verdienen und auf eigenen Beinen zu stehen. Nur durch gemeinsames Arbeiten und Unterstützen, das „Netzwerken“, kann dieses Ziel erreicht werden. Die wichtige Basis der vertieften Zusammenarbeit dazu ist geschaffen, das partnerschaftliche Miteinander läuft hervorragend. Dennoch muss ein Netzwerk stets gepflegt werden, um das gemeinsame Arbeiten weiter zu optimieren, aber auch um Schnittstellen zu minimieren, damit weiter an einem Strang in die gleiche Richtung gezogen wird und um unnötige, kontraproduktive Kraftanstrengungen zu vermeiden.

Der Landkreis hat die notwendigen Potentiale, um Menschen die Möglichkeit zu geben, wirtschaftliche und persönliche Notlagen zu meistern.

„Unser aller Aufgabe ist es, Menschen vom Rand der Gesellschaft gemeinsam wieder in die Mitte zu führen!“, resümierte Wolfgang Krause treffend zum Abschluss der Veranstaltung.