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5. Heidenheimer Jugendkonferenz 'Die Zukunft gehört dir!'

Bei der 5. Heidenheimer Jugendkonferenz wurde einmal mehr deutlich, dass die richtigen Wegbegleiter eine wichtige Rolle spielen, damit Jugendlichen gesellschaftliche Teilhabe und berufliche Integration gelingen.

Das Jobcenter Heidenheim hat in Zusammenarbeit mit dem Sozialdezernat des Landkreises Heidenheim und der Agentur für Arbeit Aalen die Aufgabe übernommen, alle zwei Jahre die Jugendkonferenz - heuer zum fünften Mal – durchzuführen. Rund 280 Personen kamen. Beteiligte Akteure im regionalen Jugendbereich nutzten die Plattform, für den fachlichen Austausch und als Impulsgeber für die tägliche Arbeit im Bereich der sozialen und beruflichen Integration.

Getroffen hat man sich bei laufendem Schulbetrieb in der Maria-von-Linden-Schule Heidenheim.

Wolfgang Krause, Teamleiter im Jugendlichenbereich des Jobcenters Heidenheim und gleichzeitig der ‚Macher‘ der Jugendkonferenz von Beginn an, stellte als Moderator der Veranstaltung gleich in seiner Begrüßung in den Vordergrund, dass Experten und Jugendliche die Veranstaltung gemeinsam erleben und gestalten werden. „Erwachsen zu werden stellt alle Jugendlichen vor große Herausforderungen. Da ist es gut, wenn jemand da ist, der Mut macht, der auffängt und neue Perspektiven aufzeigt“, ist für den Arbeitsmarktexperten wichtig. Er konnte zur Veranstaltung neben den Fachexperten eine Vielzahl an Jugendlichen aus verschiedenen Unterstützungsangeboten des Jobcenters sowie beruflichen und Werkrealschulen des Landkreises Heidenheim und die Bundestagsabgeordneten Margit Stumpp und Roderich Kiesewetter begrüßen, die sich viel Zeit für die Veranstaltung nahmen und aktiv mitwirkten.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von der Schülerband des Schulverbundes Heckental.

Landrat Thomas Reinhardt zeigte sich begeistert davon, dass mit jeder Jugendkonferenz ein immer engmaschigeres Netzwerk der Unterstützung geknüpft werde. Wichtig sei ihm hierbei, nicht über, sondern mit den Jugendlichen zu sprechen. „Es zählt, dass alle Angebote und Maßnahmen der unterschiedlichen Institutionen bestmöglich ineinandergreifen und immer wieder am aktuellen Bedarf ausgerichtet werden. Dazu trägt die Jugendkonferenz bei“, ist sich Landrat Reinhardt sicher. Drei Themen stellte er besonders in den Fokus: Hilfe bei Wohnsitzlosigkeit von Jugendlichen, intensive Betreuung unbegleiteter minderjähriger Ausländer auch über die Vollendung des 18. Lebensjahres hinaus und die Begleitung straffällig gewordener Jugendlicher.

Elmar Zillert, Chef der Aalener Arbeitsagentur, die auch für den Landkreis Heidenheim zuständig ist, betonte, dass das, was wir heute im Bereich der Jugendarbeit versäumen bzw. nicht angehen, wir später teuer bezahlen werden müssen. „Während zu Zeiten der ersten Jugendkonferenz die Jugendlichen um einen Ausbildungsplatz kämpfen mussten, kämpfen heute viele Betriebe, um genügend Auszubildende zu bekommen. Also könnte man aus Sicht der Jugendlichen eigentlich meinen ’alles easy’ heute – alles gut und regelt sich von allein. Dies wäre jedoch eine grobe Fehleinschätzung, denn trotz dieser aktuell sehr günstigen Rahmenbedingungen bedarf es weiterhin an Unterstützungsangeboten. Wir müssen alles daran setzen, dass unsere Jugendlichen gut qualifiziert und gut auf die sich ständig ändernde Arbeitswelt vorbereitet sind. Berufliche Integration ist die beste Grundlage für eine nachhaltige soziale Integration“, weiß Zillert. Wichtig ist ihm auch, dass kein Jugendlicher verloren geht: „Es muss uns gelingen, diese Jugendlichen, die in keiner Statistik auftauchen, den Institutionen zuzuführen, wo ihnen geholfen wird“. Er gab in seinem Grußwort abschließend jedem einzelnen Jugendlichen mit auf den Weg: „Du bist uns wichtig, wir brauchen dich und dir gehört die Zukunft!“.

Albert Köble, Geschäftsführer des Jobcenters Heidenheim, sieht es als gemeinsame Aufgabe aller beteiligten Akteure an, jungen Menschen Mut zu machen, ihre Zukunft zu gestalten, diese als Chance und nicht als Risiko zu sehen und sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen. „Leider wissen viele Jugendliche nicht, wie sie ihre Wünsche und Ideen realisieren können. Nicht alle haben die gleichen Startvoraussetzungen, viele sind sich allerdings auch ihrer sozialen Benachteiligung bewusst. Oft liegen aber Selbst- und Fremdeinschätzung weit auseinander. Berufswunsch und Arbeitskräftenachfrage passen dabei oft nicht zusammen. Aber auch fehlende Ausbildungsreife lässt Träume platzen. Ich sehe die Jugendkonferenz stets als Impulsgeber, um gemeinsam etwas in eine positive Richtung zu bewegen“, hebt der Jobcenterchef hervor.

Im Laufe der Veranstaltung kamen drei Jugendliche zu Wort, die ihre ‚Geschichte‘ erzählten. Den Anfang machte Dominic Vennhaus. Der junge Mann hat nach der Ausbildung zum Maler, die er mit einer Belobung abschloss, einen eigenen Malerbetrieb gegründet. Was er davor erlebt hat, kennen Viele nur aus dem Fernsehen: Im Alter von fünf Monaten aus der Familie genommen, Pflegefamilie, Einschaltung Jugendamt, Polizei, Heim, Jugendpsychiatrie, Obdachlosigkeit, Sucht. Trotzdem hat er nie aufgegeben, hat sich stets selbst gekümmert und immer versucht, seinen Weg zu gehen und seinen Wunsch nach Selbständigkeit zu realisieren. „Wichtig ist, dass man trotz Schwierigkeiten eine Sache immer durchzieht und sich ergebende Chancen auch ergreift. Man muss Dinge im Leben akzeptieren und immer das Beste daraus machen“, rät er den anwesenden Jugendlichen.

Muhammead Derwish hat in Syrien Abitur gemacht und anschließend zwei Jahre Literatur und Englisch studiert. 2014 kam er nach Deutschland. Seit September 2018 macht er eine Ausbildung zum Augenoptiker bei der Firma Binder Optik in Heidenheim. Neben dem Sprachkurs erwarb er seine guten Deutschkenntnisse, in dem er gleich von Anfang an viel Kontakt mit Deutschen hatte und im Alltag nur Deutsch kommunizierte. Die Ausbildung gefällt ihm, obgleich der Besuch der Berufsschule ihn vor große Herausforderungen stellt. „Deutschland bietet viele Chancen, man muss nur den Mut haben, diese zu ergreifen“, appelliert er in seinem Vortrag.

Leonie Betz befindet sich im dritten Ausbildungsjahr zur Forstwirtin beim Landratsamt Heidenheim. Bei der jungen Frau spürt man, wie begeistert sie von ihrem Beruf ist. Sie erzählt über den Ablauf der Ausbildung. Dabei merkt man sofort, dass Arbeit für sie mehr ist als nur Gelderwerb. „Abends sehe ich, was ich tagsüber gearbeitet habe“. Dabei lächelt sie. Ihre Tipps für die Berufswahl sind: „Die Freude am Beruf ist wichtiger als der Verdienst, nur dann kann man in seinem Beruf auch gut sein. Es ist wichtig, dass man beruflichen Herausforderungen gewachsen ist, nur etwas zu machen, ist unbefriedigend und auf Dauer sehr anstrengend“.

Während einer Pause wurden die Teilnehmer mit Köstlichkeiten versorgt, die Schülerinnen der Maria-von-Linden-Schule hergestellt hatten.

Ein Markt der Möglichkeiten lud ein, das bereits Erlebte Revue passieren zu lassen, sich zu unterhalten, aber auch neue Netzwerkpartner zu treffen. Hier präsentierten sich neben der Landeszentrale für politische Bildung mit der Jungwählerkampagne, der Seehaus e.V., die Handwerkskammer, das Landratsamt mit den Frühen Hilfen und der hsb.

Anschließend zog sich das Plenum in sieben Fachforen zurück, um im kleinen Kreis zu bestimmten Themen zu diskutieren. Es ging dabei um

  • Wohnsitzlosigkeit bei Jugendlichen
  • Jugendstraffälligkeit
  • Psychische Belastungen/ Selbstverletzungen
  • Drogen
  • Jugendliche in der Schuldenfalle
  • Flüchtlinge integrieren
  • Jugendforum/ Fake News

Alle Fachforen waren mit einem Moderator und weiteren Fachexperten besetzt, die nach kurzen Impulsvorträgen den Ball an die Teilnehmer weiterspielten. In allen Foren waren rege Diskussionen zu beobachten; die Zeit verging wie im Flug und oft hätte man auch noch weiterdiskutieren oder begonnene Gedanken zu Ende bringen können.

In einer Abschlussrunde wurden die Ergebnisse aus den Fachforen präsentiert. Dabei war allen Beteiligten besonders wichtig, den Wert der dualen Ausbildung bei Jugendlichen und Eltern bewusst zu machen und einen schnelleren und direkten Berufseinstieg anzustreben.

Schulkarrieren stellen keine Alternative dar.

„Alle Jugendlichen sollen eine Chance bekommen, keiner soll auf der Strecke bleiben. Eins ist klar: Ohne Berufsabschluss ist es für Jugendliche schwer, sich gesellschaftlich und beruflich zu integrieren“, resümiert Köble abschließend und ergänzt: „Wir alle wollen gemeinsam Jugendliche so lange begleiten, bis sie ohne unsere Hilfe auskommen. Denn dann gehört ihnen die Zukunft“.

Die 5. Heidenheimer Jugendkonferenz hat wieder einmal gezeigt, dass fachlicher Austausch und Netzwerkarbeit dazu beitragen, dem gesteckten Ziel, dass Jugendliche auf eigenen Beinen stehen müssen, um die Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen, wieder ein wenig näher zu kommen.